Die Zeit in Banff vergeht rasend. Seit dem letzten Blogpost sind schon wieder zweieinhalb Wochen vergangen und obwohl die meiste Zeit für die Jobsuche und Bewerbungen drauf geht, erlebt man hier einiges. Aber eins nach dem anderen.

Der restliche Dienstag war relativ umspektakulär abgelaufen. Im Job Centre hatte ich mein Resume überarbeiten lassen und war damit zu zwei Restaurants, einer Bäckerei und einer Art Kreativitätszentrum gegangen, um mich zu bewerben. Das Kreativitätszentrum befindet sich etwas außerhalb Banffs. Um dort hinzugelangen mussten Kevin, Patrick und ich circa 20 Minuten zu Fuß laufen. Angekommen wurde uns mitgeteilt, dass man sich nur online bewerben konnte. Etwas enttäuscht, auch wegen der Tatsache, dass Online-Bewerbungen meistens nicht so gut funktionieren wie Persönliche, ging es zurück zum Hostel. Ein bisschen Glück hatten wir dann aber trotzdem. Auf dem Heimweg durch den Wald begegneten wir zwei Rehen, die friedlich am Straßenrand grasten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: hier im Nationalpark sind Rehe keine Seltenheit. In den Tagen darauf traf ich immer wieder auf sie. Einmal als sie gemütlich die Straße überquerten und vergangenen Sonntag, als drei Rehe in unmittelbarer Nähe des Hostels lagen und sich sonnten.

Reh direkt am Straßenrand

Am Abend entdeckten wir noch ein besonderes Special. In einem Restaurant in Banff gibt es dienstags immer Steak mit Pommes, einer Art Kräuterbutterbrot und Salat für nur 8$. Es war herrlich, auch wenn wir uns eigentlich vorgenommen hatten mehr Geld zu sparen. Das änderte sich übrigens auch die kommenden Tage nicht 😉 Swiss Mushroom Burger & Co. waren meistens einfach zu verlockend. Im Übrigen war es sowieso kaum möglich wirklich im Voraus einzukaufen, da der Stauraum im Hostel nur begrenzt und die Motivation für das Kochen aufwändigerer Gerichte dementsprechend gering war. Nudeln mit Soße wurden zwar mit der Zeit langweilig, als Traveller passt man seine Ansprüche aber doch recht schnell den Möglichkeiten an…

Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag waren tagsüber unspektakulär. Neben der Jobsuche entspannte ich die meiste Zeit entweder in der Sonne, die hier im Vergleich zu den letzten Jahren ziemlich häufig schien, oder auf dem Sofa in der Hostellobby. Donnerstagabend war wieder Party angesagt und der Freitag dementsprechend kurz 🙂

Da fällt mir ein: Mittwoch waren wir noch in den Hot Springs. Hot Springs sind heiße Quellen bzw. in diesem Fall das Wasser der heißen Quellen, das in ein kleines Schwimmbecken geleitet wird. Das Wasser ist circa 40 Grad heiß und erhitzt den Körper enorm. Dazu kommt ein immer wieder leicht betörender Schwefelgeruch, sodass man nach zwei Stunden durchaus von einem benebelten Zustand sprechen kann. Es war mega witzig. Ein Teil der Gruppe ging früher und zu fünft lagen wir im Kinderbecken und lachten über alles Mögliche. Ob das wohl am Schwefel lag? 😀

Am Sonntag war das Wetter eher durchwachsen und kühl. Doch wir waren in Wanderstimmung und da wir Tunnel Mountain schon bestiegen hatten war nun Sulphur Mountain an der Reihe. Der Weg nach oben war um einiges länger als das halbstündige Tourchen auf Tunnel Mountain. Insgesamt 5,5 Kilometer. Schon auf halber Höhe war die Aussicht genial. Unter uns lag der Banff Nationalpark in seiner vollen Größe. Ich weiß nicht, ob ich das schon einmal erwähnt habe, aber die Anzahl an Bäumen hier im Nationalpark ist enorm. Man blickt quasi über einen „Bäumeteppich“ der die Berge zu überdecken scheint. Alles wirkt unberührt und ist es vermutlich größtenteils auch. Wer hier etwas zerstört oder Tiere in ihrem Lebensraum bedroht muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Sogar Gefängnis kann einem blühen. Vermutlich sind deshalb auch die Tiere so zutraulich, wie hier dieser Vogel, der einfach sitzen blieb, während wir ihn aus allen möglichen Positionen fotografierten.

Vogel, aber keine Ahnung welcher :)

Oben war die Aussicht noch besser, durch das Wetter aber etwas getrübt. Tal abwärts nahmen wir die Gondel.

Am nächsten Tag war Thanksgiving. Passend dazu wollten wir natürlich auch etwas Festlicheres essen. Warum nicht auch einen Truthahn kaufen und zubereiten? Auf dem Weg von Sulphur Mountain zum Hostel machten wir einen Zwischenstopp bei Nester’s (Supermarkt) und entschieden uns spontan dazu zu zehnt einen elf Kilo schweren Truthahn sowie Stuffing (der Inhalt des Truthahns) zu kaufen. Der Rückweg war dem Einkauf entsprechend lastenreich 🙂 Ach ja, ich hatte es mir an diesem Tag nicht entgehen lassen können eine GoPro Hero 3 Black (Actioncam) zu kaufen, da diese hier um einiges billiger war als in Deutschland.

Der Montagmorgen begann mit meinem zweiten Jobinterview. Ich hatte mich als Dishwasher bei der Buffalo Mountain Lodge beworben und glücklicherweise eine Antwort erhalten. Das Interview verlief entspannt und ich hatte wie auch beim Interview mit Sunshine Village ein durchaus gutes Gefühl. Doch auch hier sollte ich falsch liegen. Einen Tag später erhielt ich auf Nachfrage eine Absage, dass das Team so weit schon besetzt sei. Da meine Erwartungen nicht allzu hoch waren, schmerzte mich die Absage nicht so sehr wie die vor zwei Wochen bei Sunshine Village.

Nach dem Interview begannen wir damit den Truthahn vorzubereiten. Meine Aufgabe war das Schnippeln von allerlei Gemüse und Brot für das Stuffing. Außerdem meldete ich mich freiwillig für das Füllen des Truthahns, was wirklich witzig war.

Das Wetter war an diesem Tag unbeschreiblich schön! Keine einzige Wolke, nur Sonne. Nachdem der Truthahn im Ofen gelandet war, entschied sich ein Teil der Kochgruppe, darunter auch ich, noch einmal auf Sulphur Mountain zu wandern, um das perfekte Wetter auszunutzen. Es war eine der besten Entscheidungen der letzten Tage. Die Aussicht war unbeschreiblich.

Der Tag hätte nicht besser verlaufen können, denn am Abend gab es ja auch noch das Festessen… Auch wenn wir uns mengentechnisch leicht verschätzt hatten (knapp zwei Kilo Fleisch war schlussendlich übrig!): Es war köstlich. Truthahn schmeckt wirklich genial! So kam es, dass wir alle pappsatt um drei Tische herum saßen und uns eigentlich nicht mehr bewegen konnten 🙂

Am nächsten Tag war wieder Action angesagt. Auf dem Plan stand dieses Mal Lake Louise, der etwa 50 Kilometer entfernt von Banff liegt. Glücklicherweise hatten wir Kevin mit an Bord. Er ist schon 22 und kann deshalb ohne Probleme ein Auto mieten. Gesagt getan, morgens um elf Uhr hatten wir einen Chevrolet Van, in dem wir zu siebt nach Lake Louise fuhren. Das coole an dem Van war, dass er mit allerlei Schnickschnack ausgestattet war. Es hat schon was zu siebt auf einen Parkplatz zu fahren und nach einem Knopfdruck gehen alle Türen langsam auf und ne coole Truppe junger Typen steigt aus 😀

Lake Louise war wunderschön. Der See ist kristallblau, im Hintergrund sind schneebedeckte Berge und abgesehen von den Touristen, die den See umwandern herrscht vollkommene Stille. Neben den vielen Fotos, die wir schossen, wurden wir zwischenzeitlich auch noch selbst zum Motiv. Als wir gerade auf einer Bank saßen, aßen und uns unterhielten kamen zwei Chinesinnen (oder Japanerinnen? ich weiß es nicht, sorry^^ ) vorbei und machten uns gestikulierend klar, dass sie von uns und mit uns ein Bild haben wollten. Es wurde das absolute Klischeeshooting. Gefühlte tausend Bilder entstanden dabei und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass Europäer für die beiden Chinesinnen eine Attraktion waren. Spaßig war es trotzdem 😉

Zu unserem Pech war Lake Moraine, ein noch schönerer See direkt in der Nähe, seit Thanksgiving geschlossen. Ich werde hier aber sicher vor meiner Abreise noch einmal herkommen, um mir den See anzusehen. Der Banff Nationalpark ist nämlich nicht nur traumhaft im Winter sondern auch im Sommer zum Wandern.

Am nächsten Tag entdeckte ich mein neues Lieblingsfrühstück. Haferflocken, Milch und Ahornsirup. Dazu zwei Scheiben getoastetes Brot und obendrauf mehrere Scheiben gebratenen Speck. Meistens lasse ich den Speck jedoch weg, weil mir das zu lange dauert, wenn ich Hunger habe 😀

Mein Lieblingsfrühstück :)

Am Donnerstag schien ich zum ersten Mal seit längerer Zeit mal wieder Glück zu haben. Als ich mein Handy einschaltete wurde mir mitgeteilt, dass ich eine neue Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hatte. Ich war ziemlich gespannt wer das sein könnte. Es stellte sich heraus, dass das Unternehmen Mike Wiegele Heliskiing, das auch vor zwei Wochen bei der Job fair vertreten war und bei dem ich mein Resume abgegeben hatte, auf der Suche nach Housekeepern war und mich gerne interviewen wollte. Zu meinem Glück hatte ich noch etwas Zeit bevor ich zurückrief und konnte mich so zumindest etwas auf das Telefoninterview vorbereiten. Als ich anrief, war die Personalmanagerin gerade nicht erreichbar, ich bat ihre Kollegin darum, mich zurückzurufen. Zum Glück war ich gerade unterwegs in Banff, als der Anruf kam. Das Problem hier im Hostel ist nämlich, dass man keinen Empfang hat. Manch ein Arbeitgeber sieht das als Negativpunkt, weil man bspw. per Email keinen Eindruck vom Gegenüber bekommen kann. Lange Rede kurzer Sinn, das Interview verlief meiner Ansicht nach gut. Mir wurden Fragen gestellt wie: „Warum bin ich der perfekte Kandidat für diese Position?“, „Was sind meine Stärken und Schwächen?“ und „Wie lange snowboardest ich schon?“. Am Ende des Gesprächs erfuhr ich, dass ich im Falle einer Zusage auch kostenlos mit dem Helikopter Snowboard fahren gehen könnte. Eine wahnsinnige Vorstellung! Das wäre mein absoluter Traum! Aber abwarten, den Job habe ich ja noch nicht, denn zunächst wollte das Personalbüro meinen letzten Arbeitgeber in Deutschland kontaktieren, um herauszufinden, wie ich gearbeitet hatte. Aber dazu später mehr.

Nach dem Interview war meine Hoffnung wieder geweckt bald einen Job zu finden und mein Kontostand wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Ehrlich gesagt ist er nicht in den roten Zahlen, aber es geht doch beängstigend schnell in diese Richtung, wenn man keine Arbeit hat. Der Kauf einer komplett neuen Snowboardausrüstung am nächsten Tag riss mir dann endgültig ein Loch in meine Finanzen. Von nun an war klar: Ausgabensperre aktiviert. Nur noch das Nötigste wurde gekauft, sprich Essen und Unterkunft.

Damit war auch schon klar, wie wir am nächsten Tag zu Job fair nach Lake Louise kommen würden: Hitchhiken bzw. Trampen. Kevin und ich (alle anderen hatten eine Mitfahrgelegenheit gefunden) schrieben also unser gewünschtes Ziel auf ein Blatt Papier und stellten uns kurz vor eine Bushaltestelle in Richtung des Trans Canada Highway. Wenn jemand von Banff nach Lake Louise fahren würde, würde er sicher hier vorbeifahren. Zum Spaß aktivierten wir eine Stoppuhr um festzuhalten, wie lange wir auf eine Mitfahrgelegenheit warten mussten. Nach nicht einmal drei Minuten hielt ein kleiner Golf mit zwei Kanadiern an. Wir waren total überrascht. Die Fahrt war wirklich unterhaltsam, da sich auch herausstellte, dass einer von den beiden Deutsch-Kanadier war. Schlussendlich waren wir sogar vor unseren Kollegen in Lake Louise. Dummerweise war die Job fair gar keine Job fair in dem Sinne. Wir hatten uns vertan und hatten nun eine ganze Tour umsonst gemacht. Naja, immerhin hatten wir einmal erlebt, wie schnell man hier in Kanada als Tramper vorankommt. Für die Rückfahrt benötigten wir übrigens nur vier Minuten, um mitgenommen zu werden.

Die darauf folgende Woche passierte außer Jobsuche insgesamt wenig. Nach drei Wochen in Banff, ist es auch schwierig ohne Auto noch wirklich interessante Dinge zu unternehmen. Am Montag waren wir noch bei den Hoodoo’s. Das sind natürlich entstandene Steinformationen am Rande des Bow Rivers, die sehr interessant aussehen. Leider hatte ich das Pech, dass all meine Kameraakkus leer waren und ich so keine Aufnahmen machen konnte.

Immer wieder fragte ich in den kommenden Tagen bei Mike Wiegele an, ob sich mein Arbeitgeber aus Deutschland schon gemeldet hatte. Bis jetzt ist das noch nicht geschehen. Ich hoffe, dass ich in der kommenden Woche positive Neuigkeiten aus Blue River bekomme und dann zum ersten Mal einen Job bekomme.

Am Donnerstag entschied sich Patrick spontan dazu mit Julian, einem anderen Traveller (hier gab es zwischenzeitlich vier Julians) nach Whistler zu reisen um dort eine kleine Job fair zu besuchen. So trennten sich unsere Wege bereits nach vier Wochen. Von unserer Ausgangstruppe sind jetzt nur noch Kevin und ich übrig geblieben. Auch unsere Wege werden sch vermutlich in den nächsten Wochen trennen. Zumindest wenn ich den Job in Blue River bekomme.

Der heutige Tag verläuft bisher wie die Vergangenen: Aufstehen, Frühstücken, Bewerben und nichts tun. Obwohl: heute Abend fahren Niklas, Julian, Sebastian und ich in die fünfzig Kilometer entfernten Hot Springs. In Zukunft habe ich vor wieder regelmäßiger zu berichten.

Bis die Tage 🙂

Hirsche direkt vor dem Hostel